Religion heute

23. Dezember 2023

Ankommen Willkommensein

Filed under: Predigten — Dieter Koch @ 11:25

eine Predigt zur Jahreslosung 2022 Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen (Johannes 6,37)

Ankommen, Willkommensein, Heimat erfahren, darum geht es in der neuen Jahreslosung: Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen! (Johannes 6,37) Kommt her, ihr seid geladen.  Die Türen stehn weit, weit offen. Mach dich auf! Komme an! Du bist willkommen! Mein Haus ist auch dein Haus!

Aber ist es so? Bin ich angekommen? Im Beruf? Im Verein? In der Kirchengemeinde? Bin ich willkommen? Gehöre ich dazu? Oder ist es so: Die Plätze sind schon besetzt. Man redet nicht miteinander. Man geht nicht aufeinander zu. Man gönnt einander nichts und das lösende Wort kommt so schwer über die Lippen. Wo ist dein Bruder? Ich habe keinen Bruder!

Ankommen, Willkommensein, Heimat wieder erfahren, darum geht es. Und ich will Sie dazu an eine Geschichte erinnern, die Ihnen möglicherweise wohlvertraut ist, die es aber wert ist, immer und immer neu erzählt zu werden, damit sie unter die Haut geht und in die Herzen dringt, und es besser wird miteinander, die Geschichte „Das weiße Band am Apfelbaum‘“:

„Einmal saß ich bei einer Bahnfahrt neben einem Mann, dem sichtlich etwas Schweres auf dem Herzen lastete. Schließlich rückte er damit heraus, dass er ein entlassener Sträfling und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei. Seine Verurteilung hatte Schande über seine Frau und seine Kinder gebracht, sie hatte ihn nie im Gefängnis besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Er hoffte aber trotzdem, dass sie ihm verziehen hätten.

Um es ihnen aber leichter zu machen, hatte er ihnen in einem Brief vorgeschlagen, sie sollten ihm ein Zeichen geben, an dem er, wenn der Zug an der kleinen Farm vor der Stadt vorbeifuhr, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hätten die Seinen ihm verziehen, so sollten sie in dem Apfelbaum an der Strecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun, dann werde er im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg, Gott weiß, wohin.

Als der Zug sich seiner Heimatstadt näherte, wurde seine Spannung so groß, dass er es nicht über sich brachte, aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Gleichdarauf legte der dem jungen Sträfling die Hand auf den Arm. ‚Da ist er‘, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen, ‚alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder‘.

In diesem Augenblick schwand alle Bitternis, die ein Leben vergiftet hatte…“ (J.K.Lagemann in Heilsame Reise, S.150)

Ich hatte einen sehr geschätzten und geliebten Lehrer, der pflegte zu sagen: Ich wünsche Ihnen einen guten und leichten Tag. So wirkt Segen: Ich will, dass es dir leicht wird. Ich wünsche dir, dass du es dir leichter machst. Mein Teil will ich dazu tun. Lasten teilen, Freuden mehren. Finde die Heimat in dir! Dank mir! Auch du bist ein Kind des Universums.

Liebe Gemeinde, es ist ein guter Vorsatz, dies einander zu sagen: Ich wünsche dir, ich wünsche Ihnen einen guten und leichten Tag, Auch das ist ein kleines weißes Band am Baum deines Lebens. Das Wort tut gut und öffnet die Seelen für einen Augenblick, für einen Augenblick mehr, zu staunen, zu lieben, einander und auch sich selber das Leben zu gönnen,

Dazu möchte ich Ihnen heute eine zweite Geschichte mitgeben, sie trägt den Titel: Der beste Augenblick des Tages: „Es lebte einmal ein junger Mann, der täglich über den Sinn der Welt nachgrübelte. Vor allem beschäftigte ihn der Gedanke, was im Leben am meisten Ernst habe, denn, so meinte er, das Gewicht des Ernstes könne am ehesten den Menschen unter die Oberfläche des Daseins ziehen und ihn dem Grund aller Dinge nahebringen. So viel er aber nachdachte und die Menschen beobachtete, er kam zu keinem Ergebnis. Um in seine Zweifel Klarheit zu bringen, suchte er schließlich einen alten Weisen auf, der allein in einem weit entfernten Wald lebte. Der Meister fragte ihn, was ihn herbeigeführt habe, und er berichtete, er suche nach dem Kostbarsten, was ein Mensch tun könne, um sich der Gottheit zu nähern. ‚Was hast du auf dem Weg hierher getan?‘, fragte ihn der Meister. Der junge Mann glaubte, er habe ihn nicht verstanden und wiederholte sein Anliegen. Doch der Meister fragte nochmals: ‚Was hast du auf dem Weg nach hier getan?‘ ‚Ich habe geschwitzt‘, sagte der junge Mann, ‚denn der Weg auf die Höhe war steil, ich geriet außer Atem und hatte großen Durst. Aber ich habe versucht, die Beschwerden des Weges geduldig zu ertragen‘. ‚Was hast du noch getan?‘ ‚Ich habe meditiert, wie ich es täglich tue. Heute habe mich in den Gedanken versenkt, dass der Gleichmut eine Tugend sein kann‘. ‚Was hast du noch getan?‘ ‚Ich habe einem alten Mann sein Bündel Holz ins Dorf getragen. Es war für mich ein Umweg, aber ich sah, dass der Alte zu schwach für die Last war‘. ‚Was hast du noch getan?‘ Der Jüngling zögerte, dann sagte er: ‚Ich habe eine Weile auf einem Stein gesessen und mit dieser Glaskugel gespielt, die mir mein Vater geschenkt hat, als ich die Schule verließ‘. ‘Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?‘ Der Jüngling sah den Alten ratlos an. ‚Beantworte mir bitte meine Frage‘, sagte er, ‚ich kam doch mit einem Anliegen zu dir‘. Der Meister wiederholte, als habe er seinen Einwand nicht gehört: ‚Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?‘ ‚Beim Spiel mit der Kugel‘, sagte der junge Mann beschämt, ‚da war ich ganz leer und fröhlich, ich hatte kein Gedanken und Sorgen‘. ‚Das war der beste Augenblick dieses Tages‘, sagte der Meister. ‚Das Spiel ist ganz leicht und zugleich ganz ernst, darum ist es der Gottheit nah. Du gelangst unter die Oberfläche des Daseins, indem du dich darüber erhebst“ (Rosemarie Harbert in Heilsame Reise, S.125f)

Ich wünsche dir einen guten und leichten Tag. Komm an! Komm an bei Dir! Ich öffne Dir die Türen zu Dir! Komm, auch Du bist geladen zum Fest des Lebens. Die Türen stehen weit, weit offen für das Spiel des Lebens. Mach dich auf! Komm an! Lege deine Lasten ab! Du bist willkommen. Mein Haus ist auch dein Haus! Wir teilen das Brot miteinander Ankommen, Willkommensein, Heimat erfahren, darum geht es in der neuen Jahreslosung: Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!

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